Die Kirche

Die Darstadter Pfarrkirche St.Laurentius

Geschichte:
Die jetzige Darstadter Kirche wurde 1597 errichtet und ersetzte wohl die 1344 zur Pfarrkirche erhobene Kapelle.
Bauherr war Stephan von Zobel und seine Ehefrau Cordula, die jüngste Schwester (1559-1599) des großen Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617) war. Stephan von Zobel starb kurz nach der Fertigstellung der Kirche.
Der Zobelsche Zweig der von Giebelstadt-Darstadt-Messelhausen wohnt noch heute im örtlichen Schloss und besitzt nominell das Patronatsrecht über die Pfarrei, das heißt präsentiert den jeweiligen Pfarrer.

Ausstattung:
Den Höhepunkt der Ausstattung bildet der Hochaltar von 1598, den Cordula von Zobel nach dem Tod ihres Mannes hat errichten lassen. In der Predella befindet sich die Figur des Hl. Stephanus
in Erinnerung an ihren Mann Stephan und ein Relief der Beschneidung Christi. Darüber erscheint die Darstellung der Himmelfahrt Christi, vermutlich bewusst gewählt als Hoffnung für den Verstorbenen.
Die Darstellung wird flankiert von zwei Säulen, hinter diesen befinden sich Hinweise auf den Leidensweg Christi und seinen Tod. Es sind die Leidenswerkzeuge, das Gesichtstuch, die Inschrift INRI, und der Tod als Skelett mit Sense dargestellt. Das Gebälk trägt eine Inschrift als Widmung seiner Frau.
Die Inschrift lautet:
Steffan Zobel von Gibelstat Anfienz diß Gotshaus welchen hat der Tod drunder gwunnen hin sein Wittib Cordul Echterin solchs vollbracht und volgt ihm gleichbald Gott die Erben darbei Erhald

Der Auszug darüber zeigt ein Relief der Dreifaltigkeit.
Bekrönt wird der Altar vom Ehewappen Zobel-Echter.

Der Altar ist in Keupersandstein gearbeitet und ist farbig gefasst. Er gibt weitgehend den Orginaleindruck wieder.
Er ist eines der ersten eigenständigen Arbeiten des erst 16-jährigen Bildhauers Johannes (Hans) Juncker (ca.1582-1624). Sein Name ist auf einem Sockel im Predellenrelief angegeben. Die Kunstgeschichte hat ihn daher zum “frühreifen Wunderkind” erklärt oder auch als “Wunderkind mit Hammer und Meißel” bezeichnet. Johannes Juncker stammte aus einer Künstlefamilie. Sein Vater, Michael Juncker,
schuf für die Kirche von Messelhausen das Turm- und Seitenportal in rotem Sandstein und das Sakramentshäuschen und den Apostelaltar. Dieser wurde von Julius Echter gestiftet. Die Kirche in Messelhausen wurde ebenfalls von Stephan von Zobel errichtet, der seit 1538 Besitzer von Messelhausen ist. Sein Bruder Zacharias Juncker d.Ä. schuf den Taufstein in der St. Nikolauskirche in Eibelstadt aus wertvollem Alabaster.

JOES JUNCKERS         AETATIS SUAE 16    1598

Der Darstädter Altar ist ein typisches Werk der Renaissance. Es gibt korinthische Säulen, Beschlagwerk, profiliertes Gebälk, Verkröpfung und Schweifwerk.
Ab 1605 ist Hans Juncker beim Bau des Aschaffenburger Schlosses beteiligt, einem Hauptwerk der Spätrenaissance in Deutschland. Er schuf das Portal zur Schlosskapelle und den Alabaster-Hochaltar, außerdem die Kanzel der Stiftskirche und den Magdalenenaltar.
Beim Jubiläum “400 Jahre Schloss Aschaffenburg 1614/2014” steht Hans Juncker im Mittelpunkt. Eine Ausstellung widmet sich dem “Phänomen Juncker” und stellt die aktuelle Sicht auf die ebenso faszinierende wie geheimnisvolle Künstlerpersönlichkeit vor.

An der nördlichen Chorwand befindet sich das Sakramentshaus. Die in Sandstein ausgeführte Nische hat zwei Pilaster aus Sandstein und ein schmiedeeisernes Gitter. Den Abschluss bildet ein Dreiecksgiebel, der ein schlichtes Christushaupt zeigt

An dieser Chorwand finden sich drei Bildnisgrabsteine der Zobel von 1553-1560, also noch aus der Vorgängerkirche, die den Arbeiten des Würzburger Bildhauers Peter Dell d. Jüngeren nahestehen.
Vor den Epitaphien steht ein schlichtes Patronatsgestühl ohne Rückwand mit Rokokooranamenten, dessen Gegenstück auf der Südseite wird von einem Spätrokokoepitaph von 1772 bekrönt.

Weitere steinerne Epitaphien (Grabtafeln) sind im Boden des Chores und an den Wänden angebracht.

Bemerkenswert ist die hölzerne Kanzel aus der Zeit um 1615. Sie wird dem Bildhauer Georg Brenck d. Älteren zugeschrieben. Der Kanzelkorb trägt in angedeuteten Nischen die vier Evangelisten, darunter befinden sich im Sockel Reliefs alttestamentlicher Propheten.
Den Kanzeldeckel bekrönt ein kleiner “Gnadenstuhl” – Gott Vater trägt seinen toten Sohn im Schoß, sowie Verkörperungen der Kardinaltugenden, erkennbar an den Attributen:
Glaube (Kreuz), Hoffnung (Anker), Liebe(Kind) und Gerechtigkeit (Waage).

Derzeit gibt es zwei Darstadter Kinder mit dem Namen Elias

Vor der Kanzel steht der schlichte achteckige Taufstein aus der Bauzeit –
mit aufgemalten Engelsköpfen.

Die beiden weiß gefaßten Barockfiguren (um 1740) stellen den Hl. Sebastian dar sowie den Kirchenpatron, den Hl. Laurentius mit Rost.

Die beiden Seitenaltäre sind schlichte Arbeiten aus der Zeit um 1850, ihr zweisäuliger Aufbau mit Dreiecksgiebel und Kreuz lehnt sich an den Hochaltar an. Die beiden Gemälde mit der Darstellung der Gottesmutter  mit Kind sowie dem Hl Laurentius auf Wolken sind 1851 entstanden, von dem Würzburger Maler Andreas Leimgrub.

Der Kreuzweg mit seinen neubarocken Rahmen wurde 1925/26 angeschaftt: die Bilder malte Ludwig Hepp, die Rahmen schnitzte Pfr. Hefner.

Die Orgel mit ihren 7 Registern von 1750 stammt aus der Werkstatt des Würzburger Orgelbauers Johann Pilipp Seuffert.

Beim modernen  Altar, Ambo und den Sedilien, entworfen von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, werden die Dreiecksgiebel der Seitenaltäre aufgegriffen und so alte und neue Ausstattung verbunden.
Sie wurden im Rahmen der Renovierung 2006/07 angeschafft.

Ein Bild mit der Himmelfahrt Mariens bildete wohl ehemals das Altarblatt des barocken Marienaltares, 1730 gemalt von dem Würzburger Maler Johann Adam Remele. Weitere barocke Gemälde zeigen Maria Immaculata, den Hl. Augustinus und ein Vierzehn-Heiligen-Bild

An der Decke des Langhauses befindet sich ein Medaillon mit der Darstellung des Martyriums des Kirchenpatrons Laurentius. Das Fresko stammt vom seit 1759 in Würzburg lebenden Franz Andreas Thalheimer und ist auch von ihm signiert (1765).

Neben dem linken Seitenaltar hängt ein Tafelbild aus der Zeit um 1620 mit einer Darstellung der Gottesmutter mit dem Jesusknaben, der einen Rosenkranz hält, eingerahmt wird sie von 6 Medaillons zum Marienleben.
Anlässlich des 400. Todertages des Fürstbischofs Julius Echter finden in Würzburg 2017 zwei Ausstellungen statt. Im Museum am Dom ist dieses Gemälde aus der Darstadter Kirche ausgestellt. In der Ausstellung erhält das Bild folgenden Erklärungstext:
Das Gemälde verbildlicht das Rosenkranzgebet. Der Rosenkranz war eine typische Ausdrucksform der katholischen Konfession.
In den Medallions des Gemäldes aus der von Echters Schwester Cordula und ihrem Ehemann gestifteten Kirche in Darstadt sind die “Geheimnisse” des Rosenkranzes dargestellt.

Architektur:

Das Langhaus ist rechteckig mit drei leicht spitzbogigen Fenstern mit Sandsteingewänden. Der Chor ist leicht eingezogen und weist einen dreiseitigen Schluss auf. 1921 wurde das
Langhaus zur Straße hin um eine Fensterachse verlängert, dabei hat man das alte Westportal aus Sandstein erneut verwendet, wie auch das Steinkreuz auf dem Giebel, das rückseitig die Jahreszahl 1597 trägt.

Der Chor besitzt ein Netzgewölbe, das unvermittelt aus der Wand entspringt. An einem der südlichen Gewölbenansätze befindet sich die Jahreszahl 1597 sowie ein Steinmetzzeichen. Als einzigen Schmuck trägt das Gewölbe das Ehewappen der Zobel-Echter als Schlussstein.